Fenster wiederverwenden statt «nur» recyceln
Der Verein RE-WIN hat das Projekt «Fenster für die Ukraine» ins Leben gerufen. Die Rapp AG, ERNE decon AG und smeyers AG haben den Verein mit einer Lieferung von Fenstern unterstützt.
09.02.2023
«Es wächst das zusammen, was zusammengehört.» Der oft zitierte Satz vom verstorbenen Altbundeskanzler Willy Brandt lässt sich auf die Unterstützung übertragen, die Mitarbeitende vom Basler Planungs- und Beratungsbüro Rapp AG, der ERNE decon AG, Komplettanbieterin und Partnerin für Rückbau- und Sanierungsvorhaben und die Auftraggeberschaft smeyers AG in Gang gebracht haben. Doch am Anfang dieser schönen Geschichte steht das Projekt «Windows for Ukraine», welches von Anna und Barbara Buser initiiert wurde. Der erste Fenstertransport in die Ukraine fand im Sommer 2022 satt, worauf der Verein RE-WIN gegründet wurde. Dieser besteht aus Architekturschaffenden und Wissenschaftler:innen, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine Kultur der Wiederverwendung von Bauteilen in der Architekturpraxis, sowie in der Baubranche zu etablieren.
«Windows for Ukraine» ist ein humanitäres Pilotprojekt, das gebrauchte Fenster vor der Verschrottung rettet und sie in der Ukraine wieder einbaut: «Was auf den ersten Blick einfach erscheint, ist eine komplexe Aufgabe, die sich nur mit einer aufwendigen Koordination und mit Hilfe finanzieller Mittel durchführen lässt.» Ein Transport im Umfang von 120 Fenstern koste bis 12'000 Franken, sagt Martina Bischof, Architektin und Mitglied des Vorstands. Baustoffe werden nach dem Rückbau eines Gebäudes als «Abfall» entsorgt oder recycelt. So landen Fenster, Küchen, WC-Einrichtungen oder Ziegel in der Mulde, auch wenn sie noch im guten Zustand sind und weiterverwendet werden könnten. Es geht auch anders, haben sich Marion Kaiser, Roger Brawand, Dan Steiner, Michal Nährlich und Alex Sommer gedacht. So fanden Anfangs Dezember 2022 rund 40 grosse Fenster den Weg vom Isemeyer-Areal in Rheinfelden in die Ukraine nach Kiew.
Marion Kaiser ist bei Rapp Leiterin Team Umwelt und für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie mitverantwortlich. «Rapp steht für ressourcenschonendes und schadstofffreies Bauen und fördert die Wiederverwendbarkeit schon in der Planung», sagt Marion Kaiser. Kollege Michael Nährlich wusste vom Rückbau auf dem Isemeyer-Areal und machte sie auf das Pilotprojekt «Windows for Ukraine» aufmerksam. Dan Steiner und Roger Brawand hingegen haben auf dem Areal im Zuge einer Machbarkeitsstudie die Entwicklungsflächen geprüft. Das Gelände ist ideal für innovative Firmen aus Industrie, Logistik, E-Commerce, Gewerbe und Produktion. «Dort passiert sehr viel, und seit einigen Jahren entwickelt sich der gut erschlossene Unternehmensstandort in unterschiedliche Richtungen», ergänzt Dan Steiner. Auch die Bauherrschaft smeyers AG und die ERNE decon AG haben sich für die Aktion begeistern lassen. «ReUse und Recycling werden in der Baubranche ein immer grösseres Thema und zentrale Punkte der Zukunft sein», meint Alex Sommer, Spartenleiter Rückbau bei ERNE decon AG, das für den Rückbau eines Büro- und Wohngebäudes auf dem Isemeyer-Areal zuständig ist. Die ERNE decon AG begrüsst die Wiederverwendung der Fenster sehr, zumal das kriegsversehrte Land diese dringend für den Wiederaufbau der lokalen Infrastruktur braucht.
Die Zwischenlagerung, der Transport und die Zollpapiere fädelt der Verein RE-WIN ein. Alle Mitglieder des Vereins freuen sich gemäss Martina Bischof über den von den drei Unternehmen finanzierten sorgfältigen Ausbau der Fenster und den Transport in die Ukraine. «Ein grosses Dankeschön an alle Helfenden! Wir von RE-WIN sind überglücklich über das Engagement!» Und so kommt in fast 2000 Kilometer Entfernung das zusammen, was zusammengehört. Die Solidarität und die Fenster.
Mehr zum Verein RE-WIN: www.re-win.ch