Geordnete Parkierung im Alpsteingebiet
Das hohe Verkehrsaufkommen belastet die Tourismusorte Wasserauen und Brülisau als Eingangstore zum Alpsteingebiet. Mobilitätsexperten der Rapp AG haben im Auftrag des Kantons Appenzell Innerrhoden die Situation analysiert und drei Lösungsvorschläge für eine geordnete touristische Parkierung erarbeitet. Ziel ist es, die betroffenen Ankunftsorte verkehrstechnisch zu entlasten und das Besuchererlebnis durch eine optimierte Besucherlenkung zu verbessern.
An Spitzentagen reichen die verfügbaren Parkplätze in den Tourismusorten Wasserauen und Brülisau im Kanton Appenzell Innerrhoden bei weitem nicht aus. Besonders problematisch ist die Nutzung der Wiesenparkplätze, die nach Schlechtwetterperioden oft nicht zur Verfügung stehen. Im Jahr 2023 wird in Wasserauen an rund 30 Tagen die heute verfügbare Kapazität an befestigten und Wiesenparkplätzen überschritten. In Brülisau hingegen ist die Situation weniger angespannt: Die verfügbaren befestigten und unbefestigten Wiesenparkplätze decken den Bedarf auch an Spitzentagen. Dennoch zeigt sich, dass ohne Wiesenparkplätze eine geregelte Parkierung nicht gewährleistet ist – und die Aufhebung der Wiesenparkplätze war die Grundprämisse der Studie.
Lösungsansätze für die Parkraumbewirtschaftung
Ziel ist es, eine langfristig wirtschaftlich tragfähige Lösung zu entwickeln, die sowohl ökologische, ökonomische als auch gesellschaftliche Bedürfnisse berücksichtigt. Rapp erarbeitete drei Varianten, um eine geordnete Parkierung in den touristischen Ankunftsorten zu erreichen. Die Varianten sollten ein breites Spektrum an Möglichkeiten für die Parkraumbereitstellung und -bewirtschaftung abdecken (siehe unten). Nach einer Variantenbeurteilung unter Berücksichtigung der kantonalen Gesamtverkehrsstrategie sowie der Tourismuspolitik, empfiehlt die Rapp AG eine Kombination der Variante 3 mit einem gezielten Ausbau der Parkplätze beim Hirschberg. Diese Lösung ist rasch umsetzbar, gut etappierbar, verhältnismässig kostengünstig und punktet auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Voraussetzung für den Erfolg ist ein kantonsweit abgestimmtes Parkgebührensystem sowie die Anbindung aller betrachteten Parkierungsflächen an ein Parkleitsystem.

Unsere Analyse zeigt, dass mit gezielten Massnahmen die gewünschte Entlastung und eine nachhaltigere Abwicklung des touristischen Verkehrs erreicht werden kann. Wir favorisieren ein Bündel von etappierbaren Massnahmen. Damit kann die Parkierung effizienter gestaltet und gleichzeitig die Versiegelung neuer Flächen minimiert werden.
Flexibilität für die Zukunft
Besonders hervorzuheben ist die Flexibilität dieses Lösungsansatzes: Sollte der Bedarf an Parkflächen künftig trotz der getroffenen Massnahmen steigen, könnte beispielsweise der Bau eines Parkdecks in Wasserauen ergänzend umgesetzt werden. Diese Schritte würden nicht nur die touristische Wertschöpfung langfristig sichern, sondern auch die Umweltbelastungen minimieren und die gesellschaftliche Akzeptanz des Tourismus erhöhen. Die Analyse zeigt: Eine nachhaltigere Parkraumbewirtschaftung an touristischen Hotspots wie Wasserauen und Brülisau ist möglich. Die Vorschläge bringen kurzfristige Entlastung und schaffen gleichzeitig die Grundlage für eine langfristig umweltverträglichere und wirtschaftlich tragfähigere Lösung der touristischen Verkehrsbelastung. Die Standeskommission des Kantons Appenzell Innerhoden hat erste Richtungsentscheide gefällt und den Auftrag erteilt, unter anderem die notwendigen Vorarbeiten für ein Parkleit- und Reservationssystem sowie eine Neuregelung der Parkierungsgebühren an die Hand zu nehmen.
Vorstellung der drei Varianten in Kurzform

Variante 1 – Zentrale Parkierung im Kanton
Diese Variante umfasst neu zu schaffende Parkmöglichkeiten im Raum um das Dorf Appenzell – zwischen der Haltestelle Hirschberg und Steinegg der Appenzeller Bahnen. Bei diesem Lösungsansatz stehen die Anbindung der Parkierungsflächen an den öffentlichen Verkehr und mögliche Synergien mit dem Dorf Appenzell im Vordergrund.

Variante 2 – Ausbau in den Ankunftsorten
Diese Variante konzentriert sich darauf, das Parkplatzangebot direkt vor Ort in Brülisau und Wasserauen zu erweitern. In mehreren Phasen soll eine grosse Anzahl witterungsunabhängige Parkplätze entstehen. Mit diesen zusätzlichen Parkierungsflächen könnte die Nachfrage auch ohne Wiesenparkplätze weitgehend gedeckt werden.

Variante 3 – Die 4V-Strategie
Anstelle eines kostenintensiven Ausbaus von Parkplätzen setzt diese Variante auf ein Bündel von Massnahmen nach den «4V»: verlagern, vermeiden, verträglich gestalten und vernetzen. Die Variante beinhaltet ein Parkleit- und Reser-vierungssystem, die Förderung der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und von alternativen Verkehrsmitteln wie E-Bikes im lokalen Bereich. So wird die Parkierung effizienter gestaltet, ohne neue Flächen zu versiegeln.
