Sanierung und Aufstockung der Siedlung «Im Rheinacker»
Die Wohnüberbauung «Im Rheinacker» in Basel, errichtet in den 1960er-Jahren , wurde in bewohntem Zustand umfassend saniert und durch Aufstockungen erweitert. Das Baumanagement der Rapp AG hat dazu beigetragen, dass dieses komplexe Projekt trotz zahlreicher Herausforderungen termingerecht abgeschlossen werden konnte.
Die Wohnsiedlung «Im Rheinacker» umfasst elf Zeilenbauten mit ursprünglich 185 Wohnungen. Ziel des Projekts war eine energetische Sanierung des Bestands und die Schaffung zusätzlichen Wohnraums. Dazu wurden drei der elf Gebäude um zwei Stockwerke in Holzbauweise aufgestockt, wodurch 36 neue, preisgünstige Wohnungen entstanden.
Parallel dazu wurde die gesamte Siedlung energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Photovoltaikanlagen auf den Dächern decken einen grossen Teil des Strombedarfs, während eine Heizungsanlage mit Wärmepumpen auf Grundwasserbasis für eine weitgehend klimaneutrale Wärmeversorgung sorgt. Durch die energetische Sanierung der Gebäudehülle konnte der Energieverbrauch erheblich reduziert werden. Für sechs der elf Gebäude wurde zudem ein Eigenverbrauchsverbund ZEV gebildet, der eine Bündelung aller Stromanschlüsse erforderte.

blau = Bestandsgebäude, rot = aufgestockte Gebäude
Sanierung und Aufstockung im bewohnten Zustand – ein Balanceakt auf allen Ebenen
Als beauftragtes Baumanagement-Team standen wir vor der anspruchsvollen Aufgabe, die Sanierungs- und Aufstockungsarbeiten im bewohnten Zustand durchzuführen, was von allen Beteiligten höchste Flexibilität, Geduld und Präzision erforderte. Den Mietenden wurde die Möglichkeit geboten, während der Bauarbeiten in ihren Wohnungen zu bleiben, wobei sie eine Mietzinsreduktion erhielten. Fast alle entschieden sich für einen Verbleib.
Diese Entscheidung bedeutete allerdings auch:
- Komplexe Kommunikation: Bei einem Bauprojekt dieser Grösse im bewohnten Zustand ist Kommunikation entscheidend. Zwischen Bauleitung, Handwerkern, Architekten, Bauherrschaft und Mietenden mussten Informationen transparent, zeitnah und verständlich ausgetauscht werden. Dennoch führten laufende Änderungen im Bauprogramm und unvorhersehbare Überraschungen zu Baustopps und Anpassungen. Die Bauleitung von Rapp AG meisterte diese Herausforderungen durch eine enge Begleitung aller Schritte und ständige Abstimmungen.
- Beeinträchtigung des Alltags: Eine der grössten Herausforderungen bestand darin, die Bauarbeiten so zu koordinieren, dass die Beeinträchtigungen für die Bewohner:innen – insbesondere durch Staub, Lärm sowie zeitweise Abschaltungen von Strom und Wasser – möglichst gering blieben. Dank einer sorgfältigen Planung und enger Abstimmung mit allen beteiligten Gewerken konnten die Arbeitsabläufe optimiert und Störungen deutlich reduziert werden. Dennoch liess sich eine gewisse Belastung über die Dauer des Projekts trotz aller Bemühungen nicht vollständig vermeiden.
- Sicherheitsmanagement: Die Sicherheit der Bewohner stand an erster Stelle. Baustellenbereiche mussten klar abgegrenzt, Fluchtwege gesichert und Gefahrenquellen vermieden werden.
- Logistische Herausforderung: Der enge Raum und die bestehende Bebauung schränkten die Bewegungsfreiheit für Baugeräte und Materialtransporte ein. Just-in-time-Lieferungen und die Nutzung von kleineren, wendigen Maschinen waren notwendig, um die Logistik effizient zu gestalten.
Effizient durch Vorfertigung
Ein zentraler Erfolgsfaktor der Aufstockung war der Einsatz von vorgefertigten Holzelementen. Diese Bauweise ermöglichte eine erhebliche Zeitersparnis, da die einzelnen Module in einer Produktionshalle präzise vorgefertigt und anschliessend vor Ort nur noch montiert wurden. Dies führte zu einer verkürzten Bauzeit und minimierte die Störungen für die Bewohner während der Bauarbeiten. Der Werkstoff Holz bringt zudem aufgrund seines geringen Gewichts klare Vorteile mit sich: Die bestehende Gebäudestruktur aus den 1960er-Jahren wurde durch die Aufstockungen nicht unnötig belastet, was statisch von grossem Vorteil ist. Gleichzeitig erfüllt Holz hohe Anforderungen an Nachhaltigkeit, da es als nachwachsender Rohstoff zur CO2-Reduktion beiträgt. Die klimafreundliche Bauweise trägt damit nicht nur zur Schaffung von neuem Wohnraum, sondern auch zur Verbesserung der ökologischen Bilanz des gesamten Projekts bei.
Mehr als nur Bauen – Aufwertung des gesamten Quartiers
Neben der technischen Sanierung wurde auch das Wohnumfeld umfassend verbessert. Neue Grünflächen, ein neugestalteter Quartierplatz und zusätzliche Spielflächen für Kinder schaffen mehr Lebensqualität und fördern die Gemeinschaft.
Das Projekt «m Rheinacker» beweist, dass durch vorausschauende Planung und integratives Bauen Sanierungen im bewohnten Zustand erfolgreich bewältigt werden können. Die Kombination von sozialverträglichem Bauen, energetischer Optimierung und der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum macht das Projekt zu einem Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung. Es ist zudem Teil des Wohnbauprogramms «1000+», mit dem bis 2035 über 1000 neue, preisgünstige Wohnungen in Basel geschaffen werden sollen.
Trotz der Herausforderungen einer Sanierung und Aufstockung im bewohnten Zustand meisterte Rapp AG das Projekt mit Professionalität und Flexibilität. Die engagierte Bauleitung sorgte für eine erfolgreiche und termingerechte Umsetzung.
Erfolgsfaktoren für Sanierungen im bewohnten Zustand
Sanierungen im bewohnten Zustand werden in der heutigen Zeit zunehmend zum Standard, da der Fokus verstärkt auf der Aufwertung und Nutzung des bestehenden Gebäudebestands liegt. Solche Projekte stellen jedoch nicht nur technische, sondern vor allem kommunikative Herausforderungen dar. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Bauherrschaft, Planern und ausführenden Unternehmen ist dabei unerlässlich. Überraschungen im Bauablauf sind bei solchen Vorhaben praktisch unvermeidlich. Entscheidend ist, diese transparent und offen zu kommunizieren, um Verständnis und Unterstützung von allen Beteiligten – insbesondere den Bewohner:innen – zu gewinnen.
Für zukünftige Projekte ist es daher zentral, frühzeitig alle Akteure «ins Boot zu holen» und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Eine klare, kontinuierliche und proaktive Kommunikation schafft Vertrauen und reduziert Unsicherheiten. Den Bewohner:innen muss vermittelt werden, dass ihre Perspektiven berücksichtigt werden, um Akzeptanz für unvermeidbare Einschränkungen wie Lärm oder temporäre Abschaltungen zu fördern.
