Studienbeitrag zu Neubau Pflegezentrum «Am Bruderholz» in Basel
Das Bürgerspital Basel BSB plant anstelle des bestehenden Pflegezentrums einen Ersatzneubau mit Demenzgarten um das Kompetenzzentrum für psycho-geriartrische Pflege auf die Zukunft auszurichten. Mit dem Vorschlag TILIA hat Rapp im Studienwettbewerb den zweiten Rang erzielt.
Rapp hat sich im Gesundheitswesen mit verschiedenen Referenzen einen Namen als Planer gemacht und ist von der Bauherrschaft eingeladen worden, an der interessanten und herausfordernden Studienaufgabe des TILIA Pflegezentrums teilzunehmen.
Das Pflegezentrum «Am Bruderholz» liegt in Basel an der Grenze zwischen den Vierteln Basel-Gundeldingen und Bruderholz, in der Nähe der landschaftlich signifikanten Wolfsschlucht und des Gundeldingerrains. Die natürliche Umgebung mit altem Baumbestand und Feuchtwiesen prägt die hohe Qualität des Standorts sowie des Pflegeheimgartens. Eine bauliche Zustandsanalyse des Gebäudes aus den 1950er Jahren ergab, dass ein Neubau einer Sanierung vorzuziehen ist.
«In unserem Vorschlag TILIA haben wir die besondere Bebauungsstruktur konzeptionell beibehalten um die Verbindung mit dem angrenzenden Naturraum zu betonen», erläutert Michael Nährlich, Projektleiter Architektur bei Rapp AG. «Um die Lebensqualität der psycho-geriatrischen Patientengruppen zu verbessern und zu unterstützen, war es für uns auch zentral, soziokulturelle Aspekte zu berücksichtigen.»
Heilende Architektur für psycho-geriatrische Pflege
Der Vorschlag beschäftigt sich insbesondere mit den positiven Aspekten eines «Healing Environments» (EBD > evidence based design). Der optimale, ost- und westorientierte, kompakte Baukörper erfüllt mit seiner Typologie, der Materialisierung in Holz und der technischen Ausstattung idealtypisch diese Voraus-setzungen. Eine optimierte CO2-Bilanz und Low-Tech-Ideen bilden den Rahmen. Lokale, nachhaltig produzierte Baumaterialien, die in hohem Masse vorgefertigt sind, sorgen für einen sinnvollen und nachhaltigen Materialkreislauf, der bis zum Recycling am Ende des Lebenszyklus reicht. Somit sind die Voraussetzungen für eine nachhaltige Gebäudekonzeption inklusive Fassade gegeben.
Gebäudevolumen und Natur bilden eine harmonische Einheit. Die Gesamtmaterialisierung aus Holz und einem Betonsockel folgt als Komposition ortsspezifischen Gegebenheiten. Die Kombination aus muralen Beton- und Putzfassaden mit dem naturnahen, warmen Holz schafft eine ausgewogene Einheit.
Städtebauliche Integration und Wohnqualität im Fokus
Die Anordnung des Gebäudes und seine Höhenplatzierung markieren einen bedeutenden Abschluss im Übergangsbereich zwischen Gundeldingen und Bruderholz. Die gewählte Bauform schafft auf der Strassenseite eine harmonische Integration mit den bestehenden Raumgrenzen. Das polygonal gestaltete Gebäude bildet zusammen mit dem Zufahrtsplatz zum Pflegeheim, dem Altenwohnkomplex und dem Bruderholzweg präzise Raumgrenzen, die sich dank der vorgeschlagenen Gebäudehöhe städtebaulich gut in die Umgebung einfügen.
Die Pflegeeinrichtung ist geschossweise nach betrieblichen Anforderungen strukturiert. Das Erdgeschoss beherbergt öffentliche Bereiche, das zentrale Treppenhaus und den Liftkern. Im Untergeschoss befinden sich Keller, Lager, Produktionsküche, Anlieferungszone und Haustechnik. In den Obergeschossen sind die Pflegegruppen mit Doppelgruppen links und rechts des zentralen Aufenthalts- und Arbeitsbereichs unter-gebracht.
Die Wohnqualität entsteht durch einen grossen, zentralen Gemeinschaftsbereich mit Loggias. Viele Nischen und helle, übersichtliche Aufenthaltszonen schaffen eine hohe Sicherheit, Wohn- und Aufenthaltsqualität. Die Ausrichtung der Räume nach Osten und Westen, sowie die vielseitige Gestaltung berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Raumgestaltung folgt den Prinzipien eines «healing environments», mit Fokus auf Zonierung, Tageslicht, Ausstattung, Materialwahl und Formgebung.
66
Pflegeplätze
9
Appartments
Naturnahe Gartenanlage
Die vorgeschlagene «renaturierte Gartenanlage» zeichnet sich durch eine naturnahe Gestaltung sowie Strukturvielfalt aus. Das Ziel besteht in einer differenzierten, ökologischen Vernetzung. Natürliche Nahrungsangebote und Lebensräume bilden die Grundlage zur Förderung und Vernetzung von Flora und Fauna.
Die interne, barrierefreie Erschliessung und Durchwegung bietet zahlreiche Möglichkeiten sowohl für Bewohnerinnen und Bewohner wie auch für den Betrieb. Der mäandrierende Gartenweg eignet sich für Rundgänge, die je nach Verfassung verkürzt oder ausgedehnt werden können. Kurze Wege und ausreichend Rast- und Aufenthaltsorte schaffen neue Räume und Sichtbezüge innerhalb des Quartiers und zur Natur.
Bei unserer nachhaltigen Projektidee konnten wir in idealtypischer Weise unsere Planungssynergien abdecken mit Gesamtplanung (GP), Tragwerk (Holz), Bauphysik und Brandschutz (Holzbauweise) und Umweltaspekten (Integration Natur).
Obwohl wir die Fachjury im Konkurrenzverfahren vollständig überzeugen konnten, entschieden sich die Nutzer für einen anderen Typus, der ihren Bedürfnissen optimal entspricht. Somit belegte unser Projekt abschliessend den 2. Rang.