Tragwerksplanung mit Weitsicht
Beim Neubau des Gewerbegebäudes K7 in Bubendorf galt es, eine anspruchsvolle Tragstruktur mit durchdachter Baugrubensicherung zu realisieren. Die Kombination aus Stahlbeton-, Stahl- und Holzbauweise sorgt für eine schlanke, wirtschaftliche und dennoch flexible Bauweise.
Die Tragwerksplanung eines Gewerbeneubaus ist an sich schon eine anspruchsvolle Aufgabe – wenn der Standort jedoch unmittelbar an einen Rutschhang grenzt, steigen die Anforderungen erheblich. Zudem hatten die Nutzeranforderungen des Ankermieters ALDI für den Mieterausbau massgeblichen Einfluss auf die Tragwerksplanung.
Die Rapp AG übernahm die Verantwortung für die Baugruben- und Tragwerksplanung von der Vorprojektphase bis zum Ausführungsprojekt. Ingenieurtechnische Lösungen zur Hangsicherung sowie die durchdachte Materialwahl gewährleisten die Langlebigkeit und Funktionalität des Gebäudes.
Die Baugrube: Harter, verwitterungsanfälliger Fels, mehrere Hangquellen und Rutschmassen
Eine der grossen Herausforderungen war die Baugrube. An der Nordostseite des Gebäudes fällt das Gelände steil ab, mit rutschgefährdeten Deckschichten und unsicherem Felsuntergrund. Die Hangsicherung wurde über 12 m hoch und im oberen Bereich als Nagelwand dimensioniert.
Harte Felsbänke wechselten mit weichen Zonen, wobei sich der Kalkfels als nicht witterungsbeständig erwies. Daher wurde auch im unteren Bereich die die Nagelwand bemessen.
Die geplante, bis zu 4,10 m hohe Stützmauer im Zickzackverlauf hatte auf der schmalen Felsterrasse zwischen Baugrube und Parzellengrenze zu wenig Fussbreite. Der Fuss der Stützmauer erhielt zur horizontalen Abstützung gegen den Neubau einen Fussriegel. Dessen schlanke bergseitige Wandstützen konnten die Hanglast nur bedingt aufnehmen, was eine nach unten angepasste Fussriegelform erforderte. Die Zickzackform des Mauerverlaufes erhöhte die Stabilität und reduzierte die Bewehrung des Mauerfusses.
Die Tragstruktur: Flexibilität und Tragfähigkeit vereint
Das Gewerbegebäude K7 wurde als kombiniertes Bauwerk aus Stahlbeton-, Stahl- und Holzbauweise konzipiert. Mit einem Grundriss von ca. 90 x 25 m und drei Geschossen mit unterschiedlicher Nutzung war eine durchdachte Tragstruktur erforderlich:
- Untergeschoss: In Stahlbetonbauweise ausgeführt, in Abstimmung mit dem Ankermieter optimiert. Eine Kombination aus Flachdecken auf Betonpilzen und Unterzugsdecken sorgt für maximale Spannweiten für die Nutzer, Wirtschaftlichkeit und Tragfähigkeit.
- ALDI-Markt im Erdgeschoss: Als Grossraum konzipiert, um eine Nutzung im Standardformat als ALDI-Markt zu ermöglichen. Die Decke über dem Erdgeschoss musste eine Spannweite von 18,5 m stützenfrei und leicht überbrücken. Sie wurde daher als Verbunddecke aus Stahlträgern und nur 20 cm dicken Stahlbetonverbunddecken ausgeführt. Die Deckenverbindung der Stahlträger erfolgte über Kopfbolzendübeln.
- Stabilisierung: Die erdbebensichere Aussteifung des Gebäudes erfolgt durch zwei Treppenkerne und eine Rückwand.
- Läden und Büros im Obergeschoss: Das Obergeschoss hat eine eigene Form und kragt an vielen Stellen über das Erdgeschoss hinaus. Hier wurde ein flexibler Nutzungsspielraum geschaffen: Eine Stützenreihe aus Stahl und die Betonfassade waren vorgegeben.
- Dachkonstruktion: bestehend aus Stahlträgern in Querrichtung und darüber liegenden Trapezblechen in Längsrichtung. Darauf wurde eine aufgeständerte Photovoltaikanlage realisiert.
- Auskragende Vordächer: Die markanten umlaufenden und abschnittsweise weit auskragenden Vordächer sind aufgeständert und wurden als Holzaufsatzkonstruktion ausgeführt. Ziel war es, eine Vorderkante mit geringen und überall gleichmäßigen Verformungen zu erhalten. Gefordert waren Konstruktionen in Elementbauweise mit Abmessungen für den Straßentransport. Eckelemente mit 4 und 2,5 m seitlicher Auskragung waren daher anspruchsvoll und erforderten spezielle Anschlüsse. Auf- und Abwinddrücke erforderten massive Stützen. Es konnte lediglich eine Basis für leicht montierbare Elemente geschaffen werden.
Der Neubau des Industriegebäudes K7 in Bubendorf zeigt, wie durch eine intelligente Tragwerksplanung und eine enge Verzahnung von Bauwerk und Hangsicherung ein funktionales und sicheres Gebäude entstehen kann. Die Kombination aus flexiblem Tragwerk und geotechnischen Massnahmen erfüllt sowohl die statischen Anforderungen als auch die langfristige Standsicherheit - ein Beispiel für ingenieurtechnische Präzision im Umgang mit schwierigen Baugrundverhältnissen.
Geotechnische Herausforderungen bei Bauen am RutschhangEin Bauprojekt in unmittelbarer Nähe zu einem Rutschhang erfordert tiefgehende geotechnische Analysen und massgeschneiderte Massnahmen. Die primären Risiken sind Bodenbewegungen, die zu Setzungen oder gar Hangrutschen führen können. Typische Massnahmen zur Hangstabilisierung sind:
Beim Gewerbegebäude K7 wurde eine Kombination aus klassischer Stützmauerbauweise mit konstruktiver Verzahnung mit der Gebäudeaussenkonstruktion gewählt, um höchste Stabilität bei wirtschaftlicher Bauweise zu gewährleisten. |
Mit diesem Neubau investieren wir in eine zukunftssichere Immobilie, die Stabilität und Flexibilität vereint. Die durchdachte Planung gewährleistet langfristige Wertbeständigkeit an diesem anspruchsvollen Standort.
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