Impulse für die Verkehrsmodellierung
Mit dem Webinar stiess Matthias Lenz auf grosses Interesse. Die lebhafte Diskussion im Anschluss zum Thema «Automatische Matrixkorrektur im Nationalen Personenverkehrsmodell 2023» zeigte, wie intensiv das Thema in der Verkehrsmodellierung diskutiert wird. Ziel war es, mehr Objektivität in die Bewertung der Methoden zu bringen und neue Impulse für die Weiterentwicklung zu setzen.
Mit dem Webinar am 3. Dezember 2025 hast du Neuland betreten. Wie ist es gelaufen?
Ich habe natürlich schon häufig Vorträge auf Kongressen oder Anwenderseminaren gehalten. Ein Webinar war aber tatsächlich Neuland. Es ist hervorragend gelaufen: einerseits waren fast alle Personen anwesend, die wir eingeladen haben. Zweitens hat sich nach der Präsentation eine lebhafte Diskussion entfacht, die unseren Zeitrahmen glatt gesprengt hat.
Das Thema war: Automatische Matrixkorrektur im NPVM 2023. Wieso genau dieses Thema?
Automatische Matrixkorrektur ist ein kontroverses Thema. Die Meinungen über den Mehrwert und die Bewertung der Methoden gehen weit auseinander. Ziel des Vortrags war es, ein bisschen Objektivität zu stiften, indem die Möglichkeiten, Ziele und Ergebnisse dieser Prozedur klar aufgezeigt werden; dies am Beispiel des von der Rapp AG neu kalibrierten Nationalen Personenverkehrsmodell (NPVM).
Was hat dich motiviert, dieses Webinar zu organisieren?
Die Verkehrsmodellierung in der Schweiz ist sehr ausgeprägt. Fast alle Kantone besitzen ein eigenes Verkehrsmodell. Der Bund verfügt über das Nationale Personenverkehrsmodell. Die Korrektur von Matrizen ist in allen diesen Modellen kaum zu vermeiden. Für uns ist das Webinar somit eine gute Gelegenheit, um auch mit Personen ins Gespräch zu kommen, mit denen wir (noch) nicht alltäglich zusammenarbeiten. Und es macht aber auch einfach Spass, seine Arbeit in so einem Kontext zu präsentieren. Und um dies glaubhaft zu tun, muss man sich nochmal ein bisschen weiter in die Materie einarbeiten.
Matthias Lenz hat an der Universität Stuttgart Bauingenieurwesen studiert und dort auch im Verkehrswesen promoviert. Er ist seit über 25 Jahren in der Verkehrsplanung der Verkehrsmodellierung aktiv. Seit 2023 ist Matthias Lenz als Senior Experte Verkehrsmodelle bei der Rapp AG, wo er bei der Aktualisierung vom Nationalen Personenverkehrsmodell ebenso mitgewirkt hat wie bei der Erstellung der Verkehrsperspektiven 2060. Er interessiert sich insbesondere für die Methoden der Datenwissenschaft und der künstlichen Intelligenz.
Was waren die Herausforderungen in der Vorbereitung?
Die Schwierigkeit lag dabei, einen Vortrag auszuarbeiten, der sowohl erfahrenen Modellierern ausreichend Futter gibt, aber die weniger tief in der Materie steckenden nicht überrennt. Ich glaube, das ist ganz gut gelungen, wenn auch, wie erwartet, die Experten bei der Fragerunde dominiert haben.
Welche Rückmeldungen oder Diskussionen haben sich während des Webinars ergeben?
Die Diskussion war sehr lebhaft und wie erwartet bzw. erhofft auch einigermassen kontrovers. Es gab Anregungen zur weiteren Entwicklung der Methoden. Für Rückmeldungen ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Aber wir erhoffen uns schon die eine oder andere «handfeste» Rückmeldung.
Welche Erkenntnisse wirst du in künftige Webinare einfliessen lassen?
Das müssen wir jetzt intern besprechen, ob dies ein «one-shot» war oder ob wir das Format entwickeln wollen. Es stellt sich dann die Frage, ob Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen. So etwas könnte sicherlich auch eine Anregung für andere Teams bei der Rapp AG sein.
| Automatische Matrixkorrektur im NPVM 2023 |
| Die automatische Matrixkorrektur ist ein Verfahren zur Verbesserung der Genauigkeit von Verkehrsmodellen. Ziel ist es, die modellierten Verkehrsströme so anzupassen, dass sie möglichst gut mit den tatsächlich gemessenen Zähldaten übereinstimmen. Und das, ohne die Ausgangsdaten unnötig stark zu verändern. Im NPVM 2023 wurde diese Methode erfolgreich eingesetzt: Die Anpassung an die Zähldaten wurde deutlich verbessert, insbesondere bei Strecken mit vorhandenen Messwerten. Auch für Strecken ohne direkte Zählwerte zeigte sich eine Annäherung an realistische Werte. Die Matrixkorrektur ist automatisiert, reproduzierbar und unterstützt die Fehlersuche sowie die Qualitätssicherung im Verkehrsmodell. |