Wo Leben Kraft und Licht schöpft
Vom Sterbehospiz zum Ort des Lebens: Das Basel Lighthouse hat sich im Lauf der Jahrzehnte gewandelt – und bleibt doch seinem Namen treu. Es spendet Licht und ein Zuhause für Menschen mit chronischen Krankheiten und körperlichen Beeinträchtigungen. Heute verbindet das Haus professionelle Betreuung und Pflege mit Menschlichkeit und gelebter Teilhabe. Die Weihnachtspende der Rapp AG geht dieses Jahr an das Basel Lighthouse.
Als das Basel Lighthouse Ende der 1980er-Jahre eröffnet wurde, bedeutete der Einzug für viele Menschen mit einer HIV- oder AIDS-Diagnose den Beginn ihres letzten Lebensabschnitts. AIDS war damals ein Tabuthema, stark stigmatisiert, und die Gesellschaft reagierte mit Unsicherheit und Angst. In einer Zeit, in der die Krankheit kaum erforscht und medizinische Hilfe nur begrenzt verfügbar war, bot das Lighthouse jenen einen Ort der Geborgenheit, die andernorts oft auf Ablehnung stiessen. Als erstes Haus seiner Art schenkte es den Sterbenden Würde, Nähe und Mitmenschlichkeit.
Vom Sterbebett zur Lebensquelle
Was einst ein Hospiz für Sterbende war, ist heute ein Ort des Lebens. Das Basel Lighthouse steht noch immer für Geborgenheit – inzwischen als Zuhause für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder schweren körperlichen Beeinträchtigungen, die auf langfristige Betreuung angewiesen sind. «Das Lighthouse ist heute ein Wohnheim für Menschen mit erheblichen Beeinträchtigungen bedingt durch eine Erkrankung oder einen Unfall», erklärt Elisabeth Vonbun. Seit März 2023 leitet sie die Institution und kennt ihre Entwicklung. «Mit den medizinischen Fortschritten in der HIV-Behandlung ab den späten 1990er-Jahren sank die Sterblichkeitsrate deutlich. Immer mehr Menschen lebten länger mit HIV.» Das Lighthouse reagierte darauf. Es öffnete sich zunehmend auch für Menschen mit anderen schweren chronischen Krankheiten oder Behinderungen, um den veränderten Bedürfnissen gerecht zu werden. Aus einem Ort des Abschieds wurde ein Ort, an dem Leben und Fürsorge im Mittelpunkt stehen.
Der neue gestaltete Garten des Basel Lighthouse
Über die Pflege hinaus
Die Institution blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der Wandel vom Sterbehospiz zur Einrichtung für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zeigt sich auch räumlich: 2002 zog das Lighthouse von der Hebelstrasse an die Gustav-Wenk-Strasse – in ein ehemaliges Kinderheim, das heute 21 Bewohnerinnen und Bewohnern ein Zuhause bietet. «Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen», sagt Elisabeth Vonbun beim Rundgang durch das Haus, das sich über zwei Stockwerke erstreckt. In den oberen Etagen laden Aufenthaltsräume und eine Teeküche zum Verweilen ein, im Erdgeschoss befindet sich neben drei Einzelzimmern ein grosser Gemeinschafts- und Fernsehraum. Dort sitzen einige Bewohnerinnen und Bewohner beisammen, vertieft in ihre individuellen Arbeiten. Für Vonbun und ihr Team steht eines im Vordergrund: die Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohnern. «Pflege ist eine Voraussetzung, die Gestaltung des Tages mit sinnvoller Beschäftigung eine andere», betont die gelernte Pflegefachfrau. «Aber wir unterstützen die Menschen darin, ihr Leben so weit wie möglich selbstbestimmt zu gestalten.» Dieser Gedanke prägt das Lighthouse: Teilhabe ermöglichen und Perspektiven geben.
Ich lese für mein Leben gern – nicht nur für mich selbst, sondern auch im Lesezirkel im Basel Lighthouse für meine Mitbewohnenden. Es bereitet mir grosse Freude, in Geschichten einzutauchen und sie gemeinsam zu erleben.
Herausforderungen bleiben
Diese Haltung trägt auch die gleichnamige Stiftung mit, die unter dem Patronat der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (GGG) steht. «Wir sind froh, darin eingebettet zu sein», sagt Elisabeth Vonbun. «Mit dem dreiköpfigen Stiftungsrat funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut.» Der Informationsfluss sei zentral, denn die Herausforderungen blieben auch in den vergangenen Jahren bestehen. Eine davon: die Finanzierung. «Durch Änderungen in der Subventionspolitik sind zeitweise Defizite entstanden, die von der Stiftung ausgeglichen werden konnten», erklärt die Geschäftsleiterin «Es war dringend nötig, das finanzielle Fundament neu zu denken und langfristig zu sichern.» Dennoch bleibt das Lighthouse weiterhin auf Subventionen und Spenden angewiesen.
Ein Platz zum Geniessen
Ein solides finanzielles Fundament ermöglicht es der Stiftung, nicht nur Löcher zu stopfen, sondern gezielt in das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner zu investieren. Ein sichtbares Zeichen dafür ist der Garten, der ab 2023 umfassend umgestaltet wurde. Der alte Pool wurde zugedeckt, im hinteren Teil des Parks ist ein Gemüsegarten angelegt worden, der von Quartierbewohnenden bewirtschaftet wird. «Ein Projekt, das das Haus enger mit der Nachbarschaft verbindet», sagt Elisabeth Vonbun. Das Ergebnis kann sich sehen – und erleben – lassen, besonders in den warmen Monaten des Jahres. Wo früher ein schlichter Rasen lag, blühen heute bunte Wildblumenflächen, die nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch Bienen, Schmetterlingen und andere kleine Gartenbewohnern anziehen.
Pizzaofen sorgt für Feststimmung
Ein besonderes Highlight des Gartens ist der Pizzaofen: Sobald er eingefeuert wird, erfreut der Duft von frischem Teig die Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses. «Dann herrscht Feststimmung!», sagt die Geschäftsführerin mit einem Lächeln. Auch an die Mitarbeitenden wurde gedacht: Für sie entstand ein neuer Sitzplatz – ein einladender Rückzugsort für wohlverdiente Pausen im Grünen. Hier schmeckt der Kaffee doppelt so gut, selbst wenn die Temperaturen, wie an diesem Montagnachmittag, sich im einstelligen Bereich bewegen. Und auch die Hochbeete blühen im wahrsten Sinne des Wortes auf. Sie werden von den Bewohnenden mit Unterstützung gepflegt und liefern Beeren zum Naschen und manchmal sogar ein, zwei Tomaten, die in der Lighthouse-Küche landen.
Kunstwerke der Bewohnerinnen und Bewohnern, die im Atelier entstehen
Die Lage des Hauses und der Garten sind eine grosse Bereicherung. Was ich besonders schätze, ist die Art und Weise wie miteinander umgegangen wird.
Selbstbestimmt und kreativ
Der Garten lebt – und mit ihm die Bewohnerinnen und Bewohner. Wenn sie sich einmal nicht draussen aufhalten oder mit den Freiwilligen auf kurzen Ausflügen unterwegs sind, dann zieht es sie ins Atelier ins Untergeschoss. Eine Schatzkammer kreativer Möglichkeiten. «Hier wird gemalt, gepuzzelt, gebastelt und gewerkt, was das Zeug hält», sagt Elisabeth Vonbun. Ob feine Pinselstriche, farbenfrohe Collagen, Armketten oder kleine Kunstwerke aus Holz – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So wächst drinnen, was draussen gedeiht: Lebensfreude, Gemeinschaft und Kreativität. Genau das liegt Vonbun und ihrem Team am Herzen – Menschen mit schweren chronischen Krankheiten oder Behinderungen zu unterstützen, ihre individuellen Fähigkeiten zu erhalten und entfalten. Heute bleiben viele Bewohnerinnen und Bewohner über Jahre im Lighthouse. «Erst kürzlich feierten wir das 25-jährige Wohnjubiläum eines Bewohners», erzählt die Geschäftsleiterin. Ein Moment, der zeigt, wie sehr das Lighthouse für viele zu einem Zuhause geworden ist.
Lighthouse kompakt
Zahlen & Fakten
21
die Anzahl der Zimmer im Basel Lighthouse
62
Mitarbeitende sind zur Zeit tätig im Basel Lighthouse
5'100
betrug der Betriebsaufwand in Tausend CHF im Jahr 2024
6
die Zahl der Freiwilligen, die das Basel Lighthouse unterstützen